Donnerstag, 13. Juli 2017

NATO hat bewusst in Jugoslawien eine Umweltkatastrophe erzeugt


Prof. Michel Chossudovsky

12. Juli 2017
Aus dem Englischen: Einar Schlereth


Der Kontainer rechts wurde getrffen, weil er voll mit krebs-erzeugendem VCM war (©Michel Chossudovsky, März 2000)
In diesem Bericht, ursprünglich 2000 veröffentlicht (und auf GlobalResearch 2004) liefert Michel Chossudosky schlüssig Dokumente und fotografische Beweise, dass entgegen der Erklärungen verschiedener internationaler Beobachter, die Umweltkatastrophe in der Pancevo Petrochemischen Fabrik nahe Belgrad weder das Ergebnis von ‚Kollateralschaden‘ (d.h. ein Kriegsunfall) noch ein Fall krimineller Nachlässigkeit (d. h. einer kriminellen Missachtung der Konsequenzen).

Aber die Beweise sind zwingend. Die NATO hat bewusst mit sorgfältiger Genauigkeit die Kontainer mit giftigen Chemikalien in die Luft gesprengt mit der Absicht, einen ökologischen Alptraum zu schaffen.
* * *
Äußerlich gesehen, hat in dem Krieg die NATO die Welt-Meinung beruhigt, dass „die hochmodernen Waffen „zielgenau“ eingesetzt würden, um „Kollateralschaden“ zu vermeiden und auch Umweltschäden:

„Wir tun alles, was wir wenn irgend möglich tun können, um Kollateralschäden zu vermeiden. Wir nehmen das sehr ernst, arbeiten hart daran, das zu erreichen und nehmen uns sehr viel Zeit, um die Einsätze zu planen.“ 1)

In dem Pancevo Petrochemischen Komplex in den Vororten von Belgrad jedoch ist genau das Gegenteil geschehen. „Hochmoderne“ Luftüberwachung und Satelliten thermische Bild- Gewinnung wurden nicht nur benutzt, um die jugoslawische petrochemische Industrie lahmzulegen; sie wurden bewusst eingesetzt, um eine Umweltkatastrophe zu erzeugen.

Die Luftangriffe auf Pancevo begannen am 4. April 1999 und gingen weiter ununterbrochen bis zum 7. Juni. Zu dem Pancevo-Komplex gehörte auch eine Ölraffinerie (mit technischer Hilfe von Texaco erbaut) und eine Nitrogen-Fabrik, die Dünger für die Landwirtschaft herstellte. Die petrochemische Fabrik wurde extensiv gebombt (41 Bomben und 7 Raketen Angriffe). Das gebombte Gebiet lag in 200 m Entfernung von Wohngebieten.

Zu Beginn des Krieges arbeiteten viele Arbeiter daran, giftige Materialien aus dem Gelände abzutransportieren, leerten mehrere große Tanks und Kontainer mit Chemikalien deswegen, um „Kollateralschaden“ zu vermeiden. Sie merkten nicht, dass die NATO sie durch Luft-Boden-Überwachung und Satellitenbilder genau beobachtete. Durch thermische Erkennung wussten die NATO-Planer, welche Kontainer leer und welche voll waren.
Wie funktioniert das?

Alle Objekte in der Pancevo Fabrik – auch die mit toxischen Chemikalien – geben infrarote Strahlung ab. Thermische Aufnahmegeräte von Spionage-Satelliten halten diese infrarote Strahlung fest und verwandeln die Daten in hoch-aufgelöste Videos oder Schnappschüsse.

Diese thermischen Aufnahmegeräte können Differenzen von 0.1 ° C feststellen, wodurch die NATO leicht die leeren von den vollen Kontainern „kategorisieren“ konnte.



Die Satelliten-Bilder wurden weitergeleitet an Kombinierte Luft-Operations-Zentrum (CAOC) in Vicenza/Italien, wo die Bombenraids sorgfältig geplant wurden. Außerdem wurden auch noch kleine unbemannte Drohnen eingesetzt und U2- Spionageflugzeuge, die in großer Höhe fliegen. Mit den Worten eines Sprechers des Pentagon, liefert die U2 „Bilder aus sehr großer Höhe, sendet sie in die USA, wo sie schnell analysiert werden“. Und von dort gehen sie an CAOC in Vincenza, von wo sie „an die Leute im Cockpit weitergereicht werden“. 2)

Die NATO-Planer hatten auch detaillierte Informationen über die Fabrik, da sie von dem US-Multi Foster Wheeler gebaut wurde. Die NATO wusste genau, wo alles lag. In grausamer Ironie wurden die US-Investitionen (finanziert durch die Weltbank) von Onkel Sam bombardiert. Wussten die Piloten, dass sie eine Fabrik „Made in USA“ bombten? [Das sind reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen! Warum wohl bin ich prinzipiell gegen die „Experten“ in Entwicklungsländern und forderte sie immer auf, sie so schnell wie möglich rauszuwerfen? D. Ü.]
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Unter den noch vorhandenen Kontainern mit Giften gab es solche mit Ethylen-Dichloride (EDC), Ethylen, Chlorine, Chlorin-Hydrogen, Propylen und Vinyl Chlorid Monomers (VCM), was für die Herstellung von Plastik gebraucht wird und ein gefährliches, krebserzeugendes Gift ist. (s. Foto 2) Vinyl Chlorid kann auch neurologische und Leberschäden verursachen sowie Schäden im Fötus, was ernste Geburts-Defekte verursacht.

Wenn NATOs Absicht bloß war, die Fabrik lahmzulegen ohne „kollaterale“ Umweltschäden, hätten sie es tun können,indem sie die Ausrüstung und die Maschinen bombardieren. Warum beschlossen sie, mit größter Präzision die Gifte zu bombardieren?

Die „smart bombs“ waren nicht dumm; sie gingen dorthin, wohin es ihnen befohlen wurde.

Der Direktor der Fabrik sagte, dass die NATO nicht einen einzigen leeren Kontainer traf: „Das war kein Zufall; sie wählten jene, die voll waren und diese Chemikalien flossen in einen Kanal, der in die Donau führte.“ Außerdem, so sagte der Fabrikdirektor, sind durch das Ethylen-Dichlorid (EDC) noch 10 Hektar Land in der Nachbarschaft der Fabrik verseucht worden . 3)
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Die Gifte verseuchten die Atmosphäre, den Boden und das Wasser. Laut Report des Regionalen Umweltzentrums für Zentral- und Osteuropa (REC):
„Mehr als 1000 Tonnen Ethylen Dichlorid von Pancevo flossen in die Donau. … Über 1000 Tonne Natrium Hydroxid flossen aus. Beinahe 1000 Tonnen sowie 1000 Tonnen Hydrogen Chlorid flossen in die Donau.“ 4)
Auch acht Tonnen Quecksilber sind in den Boden entwichen Die Wasseraufbereitungsanlage wurde ebenfalls bombardiert, wodurch die ökologischen Auswirkungen noch mehr verstärkt wurden. 5)
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In der Öl-Raffinerie bombte die NATO das Kontrollzentrum, wobei drei Arbeiter ums Leben kamen, die Raffinerie in Brand gesetzt und zu einer giftigen Hölle wurde. Die NATO erhoffte, durch das rücksichtslose Bombardement würde Belgrad in das Rambouillet-Abkommen einwilligen, das der NATO das Recht gäbe, ganz Jugoslawien zu besetzen.

Nach dem Bombardement besuchten die Grünen und Experten der UN-Umweltprogramme (UNEP) und andere Gruppen Pancevo. Der UNEP-Report verwarf die Umwelt-Auswirkungen durch die Bombardierung und sagte, die Fabrik wäre zuvor schon eine Umweltkatastrophe gewesen durch lasche Umweltstandards. 6)

Der UNEP-Report ist eine sorgfältige Vertuschung. Eine Weißwäsche der NATO; die ernste Umweltkatastrophe wird runtergespielt und stattdessen wird die Schuld Jugoslawien zugeschoben. Stillschweigend stützt er auch die Legitimität der westlichen Militärallianz. Der Report steht in direktem Widerspruch zu anderen wissenschaftlichen Studien wie von der REC, die für die Europa-Kommission erstellt wurden. (s. Fußnote 4)

Die Komplizität der UNEP – eine Spezialbehörde der UNO, die bislang als integer galt – ist nun ein Symptom für die Verschlechterung des UN-Systems, das jetzt stillschweigend NATO-Kriegsverbrechen vertuscht.

Eine ‚smart bomb‘ traf mit perfekter Genauigkeit. ©Michel Chossudovsky, März 2000
Fußnoten:

1. Statement of General Charles Wald of the Pentagon, Department of Defense Press Briefing, Washington, 12 April 1999.
2. Department of Defense Press Briefing, Washington, May 14th, 1999.
3. Interview conducted by the author in Pancevo, March 2000.
4. See the report of the REC entitled Assessment of the Environmental Impact of Military Activities During the Yugoslavia Conflict at http://www.rec.org/REC/Announcements/yugo/background.html )
5. Interview conducted by the author in Pancevo, March 2000.
6. The UNEP report entitled The Kosovo Conflict: Consequences for the Environment & Human Settlements prepared for the European Commission can be consulted at www.grid.unep.ch/btf/final/index.htmlhttp://www.grid.unep.ch/btf/final/index.html

4 Kommentare:

  1. Da die Deutsche Luftwaffe auch beteiligt war, würde mich mal interessieren ob sie dort auch plutonium verseuchte Geschosse verwendet haben. Die anderen Alliierten sollen diese Seuche ja bedenkenlos verschossen haben, wie im Irak und Lybien.

    Mfg grillbert aus Hamburg.

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  2. Ich habe bis jetzt nie gehört, dass die Deutschen auch schon DU-Waffen haben oder eingesetzt haben. Dieses Manko werden sie sicher bald beheben.

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  3. Lieber Einar Schlereth !
    Danke Dir für die Übersetzung von Professor Chossudowsky, den ich sehr schätze.
    Als kleiner Teil von deutschen Friedensaktivisten waren wir, die "Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg" während der NATO Bombardements auf den souveränen Staat Jugoslawien im Lande und besuchten u. a. und zwar 2 Tage danach, auch die von ihnen bewußt zerstörte Fabrik in Pancevo. Der Leiter der Fabrik erklärte uns, dass er mit NATO-Verantwortlichen damals ein Gespräch geführt hatte, dieses Werk bitte NICHT ZU BOMBARDIEREN, da man ansonsten nicht nur eine Umweltkatastrophe ungeheuerlichen Ausmasses, sondern durch die im Falle eines Bombardements des Werkes austretenden giftigen Gase und Substanzen auch die Stadt Belgrad vernichtet hätte.DIE BETRIEBSLEITUNG HATTE DER NATO--FÜHRUNG SOGAR DIE GENAUEN KOORDINATEN MITGETEILT, DAMIT DIESE DAS WERK NICHT BOMBARDIEREN !!! VORSICHTSHALBER aber hätte die Betriebsleitung von Pancevo beschlossen, die giftigen Gase und Substanzen ABZULEITEN.
    ZUM GLÜCK !! Denn-wie Professor Chossudovsky schreibt- kurz danach bombardierte die NATO das Werk zielgerecht und nahm damit bewußt die Vernichtung der jugoslawischen Hauptstadt und einen Völkermord an jugoslawischen Menschen in Kauf !!!
    Zu der Frage von Anonym: Natürlich hatte die deutsche luftwaffe, die ja ein Teil der US/NATO ist, schon DU-Geschosse und-bomben( eigentlich sind sie DIE ATOMWAFFEN DER GEGENWART !!!) Übrigens von Professor Dr. Günther mit einigen Spezialisten aus Deutschlöand durch Bodenprobenuntersuchungen vor Ort wurde das damals nachgewiesen und von 3 deutschen Instituten bestätigt !! Bitte nachlesen unter: www.muetter-gegen-den-krieg-berlin.de

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  4. Lieber Einar Schlereth !
    Meine e-mail: anna.demok@gmx.de
    Ich selbst bekomme alle an Dich gesendeten Berichte zurück.Angeblich Empfänger unbekannt !!! Auch unter der ehemaligen Telefonnummer bist Du nie zu erreichen. Gruß von Brigitte

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